Untersuchung von Augen- und HNO-Sekreten
Je nach Infektionslokalisation wird Konjunktivalsekret (ggf. Geschabsel), Mundhöhlen-, Rachen-, Tonsillar-, Nasopharyngeal-, Nasennebenhöhlen- (NNH-), Nasen-, Mittelohr-, Gehörgangs-Sekret oder Eiter aus Weichteilprozessen untersucht.
Entnahme
Abstrichtupfer mit Transportmedium können bei uns in der Standardausführung oder als dünne Drahttupfer angefordert werden. Für PCR-Untersuchungen sind spezielle Abstrichbestecke ohne Transportgel erforderlich. (Tel. 05141/9256-0)
Die Sekretentnahme soll möglichst vor einer Anwendung von lokalen Desinfizientien oder Anästhetika, ggf. frühestens 4-6 Std. danach erfolgen. Bei Abstrichen im Augen- und HNO-Bereich muss besonders darauf geachtet werden, dass das Material gezielt aus dem Entzündungsbereich entnommen wird, also unter Sicht und ohne Berührung benachbarter Haut- oder Schleimhautbereiche. Bei trockenen Entzündungsformen ist der Tupfer vorher mit steriler Kochsalzlösung anzufeuchten. Membranöse Beläge werden vorsichtig abgehoben, dann wird von ihrer Unterseite Sekret entnommen. Nasennebenhöhlen- und Mittelohrsekret wird entweder direkt bei der Punktion bzw. Parazentese abgesaugt oder - mit erhöhtem Kontaminationsrisiko - bei Spülungen gewonnen.
Versand
Der mit Sekret benetzte Abstrichtupfer wird unverzüglich in das Transportmedium eingebracht, so dass das Probenmaterial vollständig vom Medium eingeschlossen ist. Das Medium enthält keine Nährstoffe, schützt aber empfindliche Keime vor Austrocknung und anderen Milieuveränderungen. Aufgrund der enthaltenen Antioxidantien ermöglicht es auch das Überleben von obligaten Anaerobiern. Die Proben sollen weder bebrütet noch gekühlt werden. Bei verzögerter Absendung können sie ein Tag bei Zimmertemperatur gelagert werden.
Spülflüssigkeiten werden nativ, d. h. ohne Zusatz, in sterilen Röhrchen eingesandt, ebenso auch Hautschüppchen, die bei Otitis externa zur mykologischen Untersuchung entnommen werden.
Untersuchungsauftrag
Erreger und Resistenz (E + R). Bei Konjunktivitis/Keratitis je nach Verdacht Chlamydia-trachomatis-PCR oder Gonokokken-PCR. Bei HNO-Sekreten je nach klinischer Fragestellung Untersuchung auf A-Streptokokken (Scharlachverdacht), Diphtherie, Pertussis (PCR) oder auf Pilze.
Bei Eiter aus Weichteilprozessen und Halslymphknoten ist auch an spezielle Untersuchungen auf Aktinomykose oder Tuberkulose (Ziehl-Neelsen (ZN), Kultur (K), Resistenzbestimmung (R), TBC-PCR) zu denken.
Bewertung
Die Konjunktiva ist physiologischerweise nur spärlich von apathogenen Keimen besiedelt. Die Schleimhäute des Mund-Nasen-Rachenraums weisen hingegen eine zahl- und artenreiche Normalflora auf. Die meisten hier nachweisbaren potenziellen Erreger sind unterschiedlich häufig auch bei Gesunden anzutreffen, erfordern also stets eine kritische Bewertung im Zusammenhang mit dem klinischen Befund. NNH und Mittelohr sind physiologischerweise zwar steril, doch lassen sich ihre Sekrete, vor allem bei Spülungen, oft nur kontaminiert mit Nachbarflora gewinnen.
Häufige Erreger akut-eitriger Infektionen sind A-Streptokokken und andere β-hämolysierende Streptokokken, Pneumokokken, Staphylococcus aureus, Haemophilus-Arten und Anaerobier. Bei chronischen Entzündungen finden sich als unspezifische Erreger oft Pseudomonaden, verschiedene Enterobakterien und Anaerobier (auch Mischinfektion). Bei Aktinomykose liegt praktisch ausnahmslos eine Mischinfektion mit anderen anaeroben oder aeroben Bakterien vor. Im Eiter sind hier oft typische, stecknadelgroße Drusen zu finden. Die bakteriologische Diagnose der Plaut-Vincent-Angina (Fuso-Treponematose) wird allein mikroskopisch gestellt. Häufige Mykoseerreger (aber auch harmlose Besiedler!) der Schleimhäute sind Candida albicans und andere Candida-Arten, im äußeren Gehörgang auch Aspergillus-, Alternaria-Arten und andere Schimmelpilze.
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