Untersuchung von Genitalsekreten
Je nach Lokalisation der Genitalinfektion wird beim Mann in erster Linie Urethralsekret, ggf. auch Prostatasekret oder Ejakulat untersucht, bei der Frau außer Urethral- auch Vaginal- oder Zervixsekret, ggf. operativ entnommener Eiter oder (z. B. TBC-Diagnostik) Menstrualblut.
Entnahme
Die Sekrete müssen gezielt aus dem Infektionsbereich, also möglichst ohne Kontamination mit der Normalflora der Genitalschleimhäute gewonnen werden.
Urethralsekret wird am besten morgens noch vor der ersten Miktion entnommen. Nach vorsichtiger Reinigung der Harnröhrenmündung (s. bei Urin) wird die Harnröhre von hinten nach vorne ausgestrichen und das austretende Sekret mit dem Abstrichtupfer aufgenommen. Erscheint kein Sekret, wird der Tupfer vorsichtig etwa 2 cm in die Urethra vorgeschoben und langsam gedreht.
Prostatasekret: Nach Reinigen der Harnröhrenmündung wird die Prostata vom Rektum aus massiert und das ausfließende Exprimat im sterilen Gefäß, bei kleineren Mengen mit einem Abstrichtupfer aufgefangen.
Zervix- und Vaginalsekret wird nach Spekulum-Einstellung gezielt mit dem Abstrichtupfer entnommen (keine Gleitmittel mit antibakteriellem Zusatz verwenden!). Bei Endometritis-Verdacht wird nach Reinigen des Muttermundes am besten eine sterile Pipette in den Zervixkanal vorgeschoben und mit dieser das eitrige Sekret aspiriert.
Versand
Zum Versand wird der mit Sekret getränkte Tupfer in die Tiefe des Transportmediums geschoben. Zur Trichomonaden-Diagnostik sollten zusätzlich 1-2 Objektträgerausstriche angefertigt und luftgetrocknet, unfixiert und ungefärbt eingesandt werden.
Voluminöse Sekrete (Prostatasekret, Ejakulat, Menstrualblut) werden nativ in sterilen Gefäßen eingesandt.
Untersuchungsauftrag
Erreger und Resistenz (E + R). Gezielt anzufordern sind ggf. die speziellen Untersuchungen auf Gonorrhoe (Gonokokken-PCR ist verlässlicher als die GO-Kultur), Chlamydia trachomatis-PCR, Trichomonaden (mikroskopisch) oder Herpes-simplex-Virus (HSV-PCR).
Bewertung
Der Nachweis von Gonokokken beweist das Vorliegen einer Gonorrhoe. Die GO-Kultur liefert, da die Erreger beim längeren Transport absterben, des öfteren falsch negative Befunde. Daher sollte die Diagnose durch Nachweis von Gonokokken-PCR gesichert werden. Gegebenenfalls sollte bei positivem Nachweis zur Resistenzbestimmung ein kultureller Abstrich erfolgen. Hierbei ist auf besonders kurze Transportwege (z. B. Patienteneinbestellung vor Probenabholung durch Boten) zu achten.
Nachgewiesene Mykoplasmen, Chlamydien oder Trichomonaden kommen als Erreger, aber auch als Kommensalen vor und müssen daher im Zusammenhang mit dem klinischen Befund bewertet werden. Bei Syphilis kann T. pallidum aus Primär- oder Sekundärläsionen ("Reizserum") nur unmittelbar nach der Sekretgewinnung nachgewiesen werden; im Übrigen erfolgt die Luesdiagnostik serologisch (inklusive Immunoblot).
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